Dass es früher wie heute nicht einfach war, die finanziellen Mittel für die Aufstellung eines künstlerisch anspruchsvollen Kreuzweges zu beschaffen, soll am Beispiel des Kronacher Kreuzweges kurz dargestellt werden.
Baptista Krebs, einem Priester des III. Ordens vom hl. Franziskus, der als erster Benefiziat und Einsiedler auf dem Kreuzberg lebte, haben wir es zu verdanken, dass seit dem Jahre 1739 der beeindruckende Kreuzweg mit seinen 14 Stationen von Kronach hinauf auf den Kreuzberg führt. Vergeblich hatte sich der Kronacher Dechant Dr. Benignus Moser bereits 1671 an den Rat der Stadt Kronach gewandt, man möge doch den Weg zur Kreuzbergkapelle mit 7 Stationen versehen, um die Andacht der Gläubigen zu fördern. Da seitens der Stadt keine finanzielle Unterstützung erfolgte, scheiterte das Vorhaben, obwohl sich einige Bürger erboten hatten, großherzig für die Anfertigung der Stationen zu spenden. Die Kapelle zum hl. Kreuz, wie die Kreuzbergkapelle in früherer Zeit genannt wurde, erlebte im 18. Jahrhundert einen großen Zuspruch durch die gläubige Bevölkerung, nachdem sich an diesem Ort die Heilungen Kranker ereignet hatten. Unterstützt durch Stiftungen aus der Bürgerschaft und mit Spenden der Kreuzbergpilger sammelte der Priester über mehrere Jahre das nötige Geld, um die 14 Kreuzwegstationen in Sandstein ausführen zu lassen. Der Geldbetrag dürfte allerdings knapp bemessen gewesen sein, denn anfangs mußte man sich damit begnügen, die Leidensgeschichte Jesu auf bemalten Blechtafeln darzustellen und diese in die Nischen einzufügen. Erst bei einer Renovierung im Jahre 1871 setzte der Bildhauer J. G. Grebner bei allen Stationen neue Relieftafeln aus Sandstein ein.
Ein weiteres Anliegen des Frankziskaners Baptista Krebs war die Förderung der Andacht am Kreuzweg. Aus diesem Grund ließ er 1739 ein Andachtsbüchlein mit dem Titel „Schmertzhafter Creutz – Weeg Unsers HERRN JESU CHRISTI“ drucken, das auch im Franziskaner-Hospiz in Glosberg zu erwerben war. Wie es darin heißt, war auch der Kronacher Kreuzweg „mit vielen Ablässen begnadet“, denn Papst Innozenz XI. hatte bereits 1686 in zwei Rundschreiben für alle Kreuzwege die gleichen Ablässe wie in Jerusalem bewilligt. So zogen die Gläubigen aus nah und fern das ganze Jahr über im Gebet von Station zu Station zur Kreuzkapelle.
Der Kronacher Kreuzweg erhielt in der Vergangenheit auch Zuspruch durch weitere Stiftungen. Zur Einstimmung auf das Leiden des Herrn stiftete Andreas Neubauer im Jahre 1946 einen Kreuzschlepper, der an der Abzweigung Äußerer Ring/Kreuzbergstraße zu finden ist. Geschaffen hat diese Skulptur der Kronacher Steinmetz und Bildhauer Georg Schedel, dessen Werkstatt sich einstmals in der Kreuzbergstraße befand.
Eine weitere Darstellung des unter dem Kreuz gestürzten Jesus findet man am Beginn des letzten Aufstiegs zur Kapelle, zwischen der dreizehnten und vierzehnten Station. Sie entstand im Jahre 1718, also vor dem heutigen Kreuzweg, und ist die Stiftung eines Bäckers, worauf das Symbol einer Brezel hinweist. Die eingemeißelte Inschrift am Sockelstein ist teilweise verwittert. Dennoch reicht die erhaltene Schrift aus, wesentliches vom Passionsgedanken dem Vorübergehenden näher zu bringen. „Siehe O Sünder, Jesus Dein Heijland Trägt dass Schwere Creutz für dich ... und Durch Seine große Barmhertzigkeit dir gebe die Ewige Seeligkeit“. Das Haupt des Leidenden ist zum Himmel gerichtet.
Die einzelnen Stationen sind im Laufe der Zeit mehrfach renoviert und restauriert worden, was am Gesamterscheinungsbild beobachtet werden kann. So weicht das Aussehen der sechsten, neunten und zwölften Station vom ursprünglichen Bild der anderen Stationen ab, indem hier die Aufsätze, Schäfte und Schriftkartuschen optische Veränderungen aufweisen. Die letzte umfassende Renovierung und Sanierung aller Stationen geschah im Auftrag der Stadt Kronach und endete erst wenige Jahre vor der Jahrtausendwende. Bei dieser Maßnahme erneuerte man auch die bekrönenden Kreuzchen auf den Stationen, die leider zwischenzeitlich schon wieder mutwillig beschädigt oder ganz abgeschlagen wurden.
Die Stationen wurden einstmals auf der Gemarkung dreier Gemeinden errichtet. Die Stationen eins bis neun auf Kronacher Gebiet, die Stationen Zehn bis Zwölf auf Höfles/Ruppener und die übrigen mit der Kapelle, dem Obelisk und der „Einsiedelei" auf Unterrodacher Gemarkung.
Heute werden die einzelnen Stationen wieder von Lindenbäumen flankiert. Dies war nicht immer so. Als nämlich im Jahre 1830 im Kreis-Intelligenzblatt ein Hinweis erschien, dass „durch geprüfte Erfahrung die Pflanzung von Nußbäumen auf den Höhen des Kalkgebirges räthlich und vorteilhaft“ sei, ließ der Stadtmagistrat 1836 die Lindenbäume an den Stationen durch Nußbäume auswechseln.
Da jedoch die Blüten der Nußbäume alljährlich erfroren und es keinen Ertrag an Nüssen gab, ersetzte man die Nußbäume anschließend wieder durch Lindenbäume.
Von Kreisheimatpfleger Roland Graf, Auszug aus >>„Den Fußspuren des Herrn nachgehen“ Kreuzweg Christi als Sakralkunst und Passionsandacht 14 Stationen von Kronach hinauf auf den Kreuzberg<<, VERÖFFENTLICHUNG DER KREISHEIMATPFLEGE KRONACH (VKK) VOM 14.04.2000
Auszüge aus: Roland Graf, Heimatkundliches Jahrbuch des Landkreises Kronach, Band 7/1979 (mit Ergänzungen)
Im "Heimatkundlichen Jahrbuch des Landkreises Kronach, Band 7/1979" sind der Kreuzweg hinauf zum Kronacher Kreuzberg (Seiten 43 - 50) sowie weitere Glaubenszeugnisse am Kreuzweg näher beschrieben. Eine Beschreibung der Kapelle gegenüber der 6. Kreuzwegstation enthält das "Heimatkundliche Jahrbuch des Landkreises Kronach, Band 12/1984" auf Seite 76/77. Weitere Infos über die "Heimatkundlichen Jahrbücher des Landkreises Kronach" erhalten Sie auf der Internetseite des Landkreises Kronach oder unter buchhandel.de.
Die Standorte der einzelnen Stationen sind in untenstehender Karte dargestellt. Durch die "Zoom-Geste" oder das Auswählen des Symbols "+" bzw. "-" ist ein Zoomen in der Karte möglich. Durch klicken auf den Schriftzug "Zum BayernAtlas" öffnet sich dieser (mit den dazugehörigen Standorten) in einem neuen Tab.